Tanz mir den Travolta
Karaoke für die Füße: Ein Automat namens "Dance
Dance Revolution" begeistert US-Teenies
Von Uli Bentele
New York - Der neueste Trend in Kalifornien heißt
"DDR". Doch mit der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik hat
das Kürzel nichts zu tun. Es steht für "Dance Dance Revolution" -
ein Gerät, das Teenies in den USA zu kleinen John Travoltas werden
lässt.
In den "Arcades", den großen Spielhallen für
Jugendliche, stehen diese Tanzmaschinen. Riesige Boxen, ein Monitor,
und eine kleine Tanzfläche, auf der Pfeile aufblinken. Der Sinn: Auf
den Pfeil, der gerade leuchtet, muss man treten - eine Art Karaoke
für die Füße. Im Rhythmus der Musik blinken die Pfeile auf,
Tanzakrobatik ist gefordert. Knapp zehn Mark kostet es, für die
Länge von fünf Songs auf den Pfeilen zu tanzen. Wenn der
Nachwuchs-Travolta 70 Prozent Treffer erzielt, hat er das Spiel
gewonnen - und mit ein wenig Glück auch die Aufmerksamkeit eines
jungen Mädchens.
Mit 180 Beats pro Minute hämmern die Boxen den
Techno-Hit "Paranoia". Caesar Aldea jr. hat alle Mühe, dem Tempo zu
folgen. Schnell wie Stroboskoplichter flimmern die Pfeile unter
seinen Füßen. Doch der 28-jährige Büroangestellte lässt sich nicht
beirren: Gekonnt tänzelt er sich durch die Songs. Kennerhaft
goutieren die Umstehenden seine Leistung. Auch die Maschine selbst
meldet sich zu Wort: "Wow, wo hast du nur so gut tanzen gelernt?"
Der Tanz-Trend kommt aus dem Karaoke-Mekka Japan. Dort
begeistert das Gerät Teenager schon seit Jahren. Die unumstrittene
Stärke von "DDR" ist der Öffentlichkeitseffekt: "Es ist das absolute
Show-Teil", sagt Caesar Aldea jr. Mittlerweile gibt es an der
US-Westküste schon Turniere und Meisterschaften.
Rund 40 000 Mark kostet ein "DDR". John Ballion,
Manager des "Southern Hills Golfland" bei San Francisco war anfangs
eher skeptisch. Doch nachdem er mit Hilfe der Tanzmaschine die
Besucherzahlen seines Klubs im letzten Jahr nahezu verdoppeln
konnte, ist er restlos überzeugt: "Das Ding ist ein Selbstläufer."
Seit Mai letzten Jahres habe das Gerät 40 000 Dollar (über 80 000
Mark) eingespielt. "DDR ist ein politisch korrektes Spiel", sagt er.
Es stehe im Kontrast zum Trend nach Gewalt- und Horrorspielen.
Caesar Aldea übte in den vergangenen Wochen fleißig die
Tanzschritte der 60 verschiedenen Songs. Er schätzt, dass er rund
zehn Prozent seines wöchentlichen Gehalts von 360 Dollar investiert
hat. Jetzt nahm er an seinem ersten Tanzturnier teil. "Es tat gut,
all die ,Oohs' und ,Aahs'" der Menschenmenge während meines
Auftritts zu hören." Und, berichtet er stolz, in der Kategorie
Freestyle habe er sogar ein Preisgeld gewonnen - 20 Dollar.
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